Authentizität in der Führung – warum sie wichtiger ist als Perfektion

Authentizität ist der Grundstein von Führung. Menschen folgen dir nur, wenn sie glauben, dass du echt bist.
— Howard Schultz

Authentizität ist in der Führung kein Modewort – sie ist ein evolutionär verankerter Überlebensvorteil. Sozial lebende Individuen, ob Menschen oder Hunde, nehmen Authentizität unterbewusst wahr. Sie registrieren kleinste Diskrepanzen zwischen innerer Haltung und äußerem Verhalten. Fehlende Authentizität wird dabei nicht nur erkannt, sondern als Bedrohung empfunden.

Diese Reaktion ist ein Schutzreflex, der sich über Jahrtausende evolutionär durchgesetzt hat: Wer in einer Gruppe nicht „echt“ war, gefährdete Vertrauen und Zusammenhalt – und damit das Überleben der Gemeinschaft. Authentisches Verhalten erhöhte die Kooperationsfähigkeit, stärkte die Gruppe, verlängerte das Leben und steigerte die Chance auf Nachkommen.

Authentizität ist kein Freipass für Impulsivität

Doch Authentizität wird häufig falsch verstanden. „Ich bin halt so“ ist keine Ausrede für unreflektiertes Verhalten oder mangelnde Impulskontrolle. Authentisch zu führen bedeutet nicht, jeden spontanen Gedanken ungefiltert auszusprechen oder Emotionen ungebremst auszuleben.

Wahre Authentizität entsteht dann, wenn Handlungen im Einklang mit inneren Werten und Überzeugungen stehen – selbst wenn dies bedeutet, einen Impuls bewusst zurückzuhalten. Gleichzeitig ist es oft besser, authentisch zu handeln und sich im Nachhinein kritisch zu reflektieren, als sich hinter einer Fassade vermeintlicher Perfektion zu verstecken.

Der schwierige Weg zu neuem Verhalten

Wer sein Führungsverhalten weiterentwickeln will, stößt schnell auf eine zentrale Herausforderung: In der Phase der Veränderung wird das eigene Verhalten häufig nicht mehr als authentisch wahrgenommen – weder von anderen noch von einem selbst.

Wir beginnen, neue innere Glaubenssätze zu entwickeln und unser Verhalten zu üben. Doch in dieser Übergangszeit wirkt unser Auftreten oft „gekünstelt“ oder „aufgesetzt“. Das kann dazu führen, dass wir an der Wirksamkeit unserer Führung zweifeln, in alte Muster zurückfallen und uns dort noch mehr bestätigt fühlen.

Hier liegt ein entscheidender Punkt: Neue fachliche Erkenntnisse und erlernte Führungskompetenzen können unsere Authentizität zunächst schmälern. Genau das ist der Grund, warum viele Führungsschulungen keine nachhaltige Wirkung zeigen – sie enden, bevor das neue Verhalten in eine authentische Haltung übergegangen ist.

Wie dieser Prozess erfolgreich gestaltet werden kann, werden wir an anderer Stelle genauer zeigen.

Was wir von Rettungshunden lernen können

Hunde sind Meister darin, Authentizität – oder deren Fehlen – zu spiegeln. Besonders deutlich wird dies im Training von Rettungshunden. Sie wollen kooperieren, sie wollen leisten. Doch sobald sie spüren, dass ihr Mensch nicht kongruent handelt – dass also Worte, Körpersprache und innere Haltung nicht zusammenpassen –, können sie nicht mehr zuverlässig arbeiten.

Diese Erfahrung zeigt uns eine zentrale Führungslektion: Wenn wir uns entscheiden müssen, ob wir fachlich korrekt handeln oder authentisch wirken wollen, sollten wir uns für Letzteres entscheiden. Authentizität schafft Vertrauen und Beziehung – die Grundlage jeder erfolgreichen Zusammenarbeit.

Das bedeutet keineswegs, dass Fachkompetenz unwichtig ist. Im Gegenteil: Fehlende Fachkompetenz zu erkennen und zuzugeben, ist selbst ein Akt der Authentizität. Es ist ein Eingeständnis, dass wir uns weiterentwickeln müssen – und keine Ausrede, uns nicht zu verbessern.

Modell Rettungshund – Leadership aus der Natur

Hunde folgen nicht den lautesten Kommandos, sondern den klarsten Haltungen. Authentizität ist für sie kein Bonus, sondern die Voraussetzung für Vertrauen und Zusammenarbeit. Was im Rettungshundeteam gilt, gilt ebenso im Unternehmen: Ohne Authentizität keine Wirksamkeit.

Geländesuchhund Bounty mit Schabracke und Bringsel (Hundeführer Beat Akermann)

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Wirksames Leadership - Rettungshunde zeigen dir wie